Amerika – eine Freiämter Auswanderergeschichte

    Gegen 400’000 Schweizer verliessen im 19. Jahrhundert – meist aus purer Not – ihre Heimat. Rund 200 stammten aus Muri. Von ihnen handelt die aufwändige Openair-Produktion, die am 26. Juli 2023 im malerischen Hof des Klosters Muri Premiere feiert und bis zum 1. September rund 20 Mal aufgeführt wird.

    (Bild: zVg) Die Proben zum Freilichttheater «Amerika» laufen auf Hochtouren.

    «Amerika» erzählt die Murianer Auswanderergeschichte des Jahres 1854 aus der Sicht des Unteragenten, dem etwas schmierigen Wirt Lonzi, der im Auftrag einer grossen Auswandereragentur die Verträge abschliesst und dafür natürlich eine Provision kassiert. Sein Interesse, so viele Menschen als möglich ins «gelobte Land» zu spedieren, ist deshalb mindestens so gross wie das der Gemeinde. Lonzi verkörpert aber keineswegs nur das Böse, sondern er ist ganz einfach ein Mensch, der zuerst für sich selber sorgt.

    Und diese Welt sieht für den jungen Murianer Josef so aus: Er liebt Anna, die Tochter eines Grossbauern und skrupellosen Gemeindeammanns. Doch Josef hat weder den Status noch die Mittel, Anna zu heiraten. So bleibt ihm nichts anderes, als auszuwandern und sein Glück in Amerika zu versuchen. Um seine Reisekosten bezahlen zu können, macht er einen Deal mit Lonzi: Dieser schiesst ihm das Geld vor, erwartet dafür aber, dass ihm Josef regelmässig positive Berichte aus Amerika schickt, die er als Werbung für sein Speditionsgeschäft brauchen kann. Es ist Trip Advisor der ersten Stunde.

    So viel zur Vorgeschichte. 10 Jahre später – und hier beginnt «Amerika»: Josef, der sich mittlerweile Joe nennt, beschliesst, zurückzukehren, denn ihn plagen das Heimweh und die Sehnsucht nach seiner Geliebten. Als er in Muri ankommt, wird er wie ein Held gefeiert. Seine (massiv frisierten) Briefe haben ihm den Status des erfolgreichen, mutigen Auswanderers beschert. Ihm bleibt nichts anderes, als mitzuspielen, denn er hat sich dieses Image ja selber geschaffen. Dem Agenten Lonzi kommt seine Rückkehr gar nicht ungelegen, denn es harzt im Moment grad mit dem Verkauf von Schiffspassagen. Die Menschen in Muri sind skeptisch. Wartet in Amerika, von dem sie nicht die geringste Ahnung haben, tatsächlich das Glück?

    pd

    www.amerika.theater

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